Interview Cindy Schüller

Hallo Cindy. Dein Leitsatz lautet: “Die Welt besteht aus denen, die etwas in Gang setzen, denen, die zusehen, wie etwas geschieht, und denen, die fragen, was geschehen ist.” Wo ordnest du dich ein?

Ich bin mit der Message aufgewachsen, dass jede*r im Leben die Welt ein kleines bisschen besser machen sollte. Das war auch mein Ziel nach dem Schulabschluss, als ich mich für die Kunstbranche entschied. Ich dachte, Kunst macht die Welt besser. Manchmal, gerade auf Events wie zum Beispiel Kunstmessen, fiel mir jedoch auf, wie oberflächlich die Branche teilweise ist und wie viel “Müll” als Kunst verkauft wird. Da war es für mich Zeit, eine neue Richtung einzuschlagen, die unsere Welt tatsächlich besser macht. Ich wollte nicht mehr passiv zusehen, sondern richtig aktiv werden. Und das konnte ich mit der Gründung von Planted – endlich aktiver Klimaschutz. 

 

Die Campus Founders bilden werteorientiert die nächste Generation von verantwortungsvollen Gründer*innen aus. Wodurch übernimmst du Verantwortung für die nächste Generation?

Indem wir bei Planted mit verschiedenen Aktionen versuchen, unseren Planeten enkelfähig zu machen, übernehme ich mit meiner Arbeit jeden Tag Verantwortung für die zukünftigen Generationen. Unser Ziel ist es, alles zu tun, um unseren Planeten zu erhalten, sodass auch in Zukunft ein gutes Leben für Menschen und Lebewesen auf der Erde möglich ist. Deshalb entwickeln wir Klimalösungen, mit denen sich jede*r ganz einfach für den Klimaschutz einsetzen kann. Wir ermöglichen es Unternehmen und Privatpersonen, monatlich ihren CO₂-Fußabdruck auszugleichen und regional klimastabile Bäume zu pflanzen. Das ist aber noch nicht alles: Aktuell arbeiten wir an einer Software, die es Unternehmen und ihren Teams ermöglicht, gemeinsam über Klimaschutz-Challenges CO₂ zu reduzieren. Damit senken wir aktiv die CO₂-Emissionen auf unserer Erde und tragen so dazu bei, dass alle nachfolgenden Generationen unseren Planeten in der Schönheit erleben, wie wir es gerade tun.

 

Du möchtest mit deinem Business nun auch anderen Firmen helfen, einen Schritt in eine grünere Zukunft zu gehen. Wie hilfst du ihnen dabei?

Ich verantworte bei Planted die gesamte Sales, Marketing- und Öffentlichkeitsarbeit. Durch mich erfahren Unternehmen über verschiedene Wege von Planted und werden motiviert, gemeinsam mit uns aktiv zu werden und den größtmöglichen Impact für unsere Erde zu schaffen. Ich bin die erste Anlaufstelle für diese Unternehmen und ermöglichen ihnen einen unkomplizierten und schnellen Einstieg in den aktiven Klimaschutz. Darüber hinaus unterstütze ich sie auch langfristig auf ihrem Weg zu Netto-Null-Emissionen.

 

Welche Werte sind dir bei Planted besonders wichtig und was ist dein Beitrag zu einer nachhaltigen Gesellschaft?

Klimaschutz ist ein sehr emotionales, aber auch schwieriges Thema. Daher ist es umso wichtiger, ihn so transparent und greifbar wie möglich zu machen. Außerdem ist es uns wichtig, positiv zu bleiben und die Hoffnung auf eine nachhaltigere Welt zu wahren. Wir wollen einen positiven Wandel vorantreiben und solidarisch handeln. Nur so können wir die Erde langfristig zu einem lebenswerten Ort machen und damit zu einer nachhaltigen Gesellschaft beitragen. Wir wissen, dass die Zeit knapp ist, aber ein erhobener Zeigefinger bringt niemandem etwas und schreckt die Leute eher ab. Deshalb wollen wir die Menschen spielerisch motivieren, das Klima zu schützen. Denn jeder Beitrag zählt,  auch wenn das Engagement noch so klein ist.

 

Um sich als Gründer nachhaltig zu etablieren, braucht es ein unternehmerisches Mindset. Mit welchem Mindset startest du in den Tag und wie hilft es dir voranzukommen?

Der Gedanke, dass wir mit Planted etwas Sinnvolles tun und das Team jeden Tag sein Bestes gibt, um dem Klimawandel Einhalt zu gebieten, ist mein größter Antrieb. Vor allem die Skalierung spielt dabei eine große Rolle, denn je erfolgreicher wir sind, desto größer ist unser Impact. Profit for Purpose ist hier mein Leitspruch. Um einen realen Impact zu erwirken, braucht es eben beides: finanzielle Mittel und die richtige Motivation dahinter.

 

Es heißt: Wenn du ein Ziel vor Augen hast, sprich mit denen, die es schon erreicht haben. Welche Vorbilder motivieren dich besonders?

Es ist schwierig, nur eine konkrete Person zu nennen. Jeden Tag begegnen mir mutige, großartige, inspirierende Menschen, die mich auf so vielen Ebenen beeinflussen. Ich finde es wichtig, nicht nur einer Person nachstreben zu wollen. Viele Wege führen nach Rom und man sollte immer seinen ganz persönlichen Weg finden und gehen. 

 

Die Campus Founders wollen Gründer*innen Orientierung und Support geben. Welchen Support hattest du bei deiner Gründung?

Ich hatte das Glück, dass zwei meiner Mitgründer bereits Erfahrung im Gründen hatten. Außerdem waren wir Teil des ein oder anderen Accelerators, das ich sehr empfehlen kann. Sie unterstützen in den verschiedensten Bereichen und haben meist ein sehr gutes Netzwerk, was gerade für Junggründer sehr wichtig ist. 

 

Ein Startup zu gründen, stellt einen vor viele Hürden und holt Gründer*innen oft aus der Komfortzone. Welche Challenges hattest du bei der Gründung? 

Die größte Challenge ist das Selbstmanagement. Gerade die Anfangszeit sprüht vor Ideen und da ist es dann wichtig, den Fokus zu behalten. Sich selbst immer zu fragen, wo genau will ich mit meinem Unternehmen hin? Was könnte mich davon abbringen? Hier hilft es, eine klare Linie zu fahren. Wir sagen immer “cut the crap”, also voller Fokus auf die Mission. Dabei versuchen wir uns von nichts ablenken zu lassen, das von unserem Ziel abweicht. Eine weitere Challenge war die Tatsache, dass ich als Quereinsteigerin einen mehr oder weniger fachfremden Bereich aufgebaut habe. Da steckt viel harte Arbeit drin – doch es ist alles möglich, wenn man es will!

 

Auf dem Weg nach oben ist es wichtig, jedes positive Erlebnis zu feiern. Was war bisher dein größtes Erfolgserlebnis?

Im schnelllebigen Alltag wird einem oft gar nicht bewusst, was man innerhalb so kurzer Zeit erreicht hat. Wir konnten bereits im ersten Jahr dank all unserer Unterstützer*innen über 100.000 klimastabile Bäume hier in Deutschland pflanzen und mit großen Unternehmen zusammenarbeiten. Wir wurden zu Kölns Klimastar und Gründer des Jahres 2022 gekürt und konnten dazu ein großartiges und talentiertes Team mit Menschen aufbauen, die alle für die gleiche Sache brennen. Für mich ist jedoch das größte Erfolgserlebnis, dass wir mit Planted so viele Menschen für unsere Mission begeistern können. Denn ohne diesen Erfolg wären wir heute nicht da, wo wir jetzt stehen.

 

Wir unterstützen neue Founder*innen dabei, sich stetig weiterzuentwickeln. Was hilft dir zu lernen und zu wachsen?

Externe Coachings, Weiterbildungen und die Zusammenarbeit mit Freelancer*innen tragen auf jeden Fall dazu bei, dass ich mich in verschiedenen Bereichen weiterentwickle. Darüber hinaus sollten neue Founder*innen aber auch die richtige Hands-on-Mentalität besitzen und bereit sein, sich in neue Themen selbst reinzufuchsen. Ohne diese Bereitschaft gehts meiner Meinung nach nicht.

 

Was meinst du, welche Themen und Fragen bewegen female Gründer:innen aktuell besonders?

Meiner Meinung nach stehen die Themen Nachhaltigkeit und Feminismus aktuell ganz oben. Für mich persönlich ist es wichtig, von Beginn an Chancengleichheit und soziale Gerechtigkeit tief in unserer Unternehmenskultur zu verankern. Eine große Frage, die viele Gründerinnen meiner Meinung nach beschäftigt, ist, wie sich das wirtschaftliche System für selbstständige Mütter entwickeln wird. Gründerinnen müssen beim Wiedereinstieg nach dem Mutterschutz und auch in der Zeit danach unterstützt werden. Bei der Gründung und Führung eines Unternehmens steht female founders unter anderem diese Hürde bevor. 

 

Welche Eigenschaften sollten speziell Female Founders mitbringen?
Frauen sind die klassischen Kandidatinnen für das Imposter-Syndrom. Sie stellen sich und ihr Können viel zu häufig in Frage und machen sich kleiner, als sie sind. Als Female Founder ist es daher das Wichtigste, an sich und seine Fähigkeiten zu glauben und sich selbstsicher in unserer männerdominierten und männlich geprägten Wirtschaft durchzusetzen. Was oft von uns Frauen unterschätzt wird, ist das Thema Netzwerken. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen: Geht da raus und sprecht mit anderen Gründerinnen, holt euch Feedback, Unterstützung und Rat. Sprecht über alles, was euch beschäftigt und verbindet euch. Im Netzwerken liegt das Erfolgspotential. Nichts ist schlimmer, als in seiner eigenen Bubble zu arbeiten und alles allein machen zu wollen. 

 

Thema Vision und Mission. Die Campus Founders setzen eher auf „Zebras“ als auf „Einhörner“. Einhörner sind Unicorns, die ganz schnell nach vorne schießen. Zebras sind Herdentiere, die den Community-Gedanken teilen. Wo ordnest du dich ein? 

Ich würde sagen, wir sind irgendwo dazwischen. Auf der einen Seite dürfen wir im Kampf gegen die Klimakrise keine Zeit verlieren und haben uns daher entschieden, Fremdkapital aufzunehmen, um den Impact schneller voranzutreiben. Doch auf der anderen Seite stehen wir nur durch unseren gemeinsamen Team-Spirit mit Planted da, wo wir heute sind.
Das spiegelt auch unsere Mission wider, die wir als Team täglich vorantreiben: Wir sind der Überzeugung, dass wir nur gemeinsam den Klimawandel aufhalten können. Nur wenn wir so viele Menschen wie möglich erreichen, können wir den Planeten für zukünftige Generationen erhalten. Alleine ist das nicht machbar, dazu brauchen wir die Community.

 

Über Cindy Schüller:

Cindy Schüller ist Mitgründerin von Planted. Das Green-Tech-Start-up wurde 2021 gegründet und setzt sich für den Erhalt der Erde und ihrer Ressourcen ein. So unterstützt Planted Unternehmen dabei, CO₂-Emissionen zu reduzieren und zu vermeiden.

Als Mitgründerin weiß Cindy, welche Hürden im Gründungsprozess zu meistern sind und wo es besonders als Female Founder auf den richtigen Support ankommt.