Regelmäßig sprechen wir mit bekannten Gesichtern aus den Bereichen Entrepreneurship und Innovation und holen so die persönlichen Meinungen der wahren Experten ein. Eine spannende Sicht auf die Entwicklung unserer Wirtschaft und die Verbindung zur Startup-Kultur bietet auch dieses Interview.
Janna Linke ist bei ntv und der deutschen TV-Landschaft insgesamt das Gesicht für Neuigkeiten und Stories aus der Startup-Welt: Für die “Startup News” und das “Startup Magazin” berichtet sie regelmäßig über Jungunternehmen und neu denkende Gründer*innen und hat als eine der ersten TV-Journalisten das Thema “Startup” im Wirtschaftsressort etabliert. Kein Startup kommt an ihr vorbei, wenn es um PR und große Öffentlichkeiten geht.
Sie ist absolute Expertin und nimmt uns mit in ihre Sicht über das Zusammenspiel in der Wirtschaftswelt: Wie ist der Fortschritt unseres unternehmerischen Mindset? Wie lassen sich Startups in System eingliedern und warum gründen eigentlich Frauen seltener als Männer? Wir freuen uns über die wertvollen Einblicke von Janna, die ihr hier im Interview erleben könnt.
Liebe Janna, du begleitest die Startup-Szene schon seit vielen Jahren. Was beschäftigt dich aktuell persönlich am meisten, welche Trends nimmst du insgesamt wahr?
Die vergangenen Wochen und Monate waren natürlich geprägt durch die Corona-Krise. Das hat die deutsche Startup-Szene so vorher noch nie erlebt und vor ihre bislang größte Herausforderung gestellt. Was sich dadurch gezeigt hat: Wie kreativ und relevant die Szene ist. Auf der einen Seite haben Startups durch digitale Lösungen geholfen das gesellschaftliche Leben an vielen Stellen am Laufen zu halten. Videokonferenzen, digitales Lernen, Einlassampeln für Supermärkte sind nur ein paar Beispiele. Davon wird uns auch nach Corona noch einiges erhalten bleiben. Auf der anderen Seite haben viele Startups, deren Geschäftsmodell durch Corona bedroht war, schnell gehandelt und einen Pivot hingelegt, also ihr Geschäftsmodell radikal geändert. Das hat mich sehr beeindruckt und mich optimistisch gestimmt für die Zeit nach Corona.
Für viele Menschen sind Startups Experimente, die Jungs und Mädels als Lifestyle durchziehen und Millionen an Risikokapital verschlingen. Wie ordnest du Startups in die Wirtschaft und Gesellschaft ein?
Das sehe ich definitiv anders. Gründer*in sein hat erstmal jahrelang nicht viel Glamouröses an sich. Es ist harte Arbeit, verschlingt viel Zeit und klar auch Geld. Die meisten Gründer*innen, die ich getroffen habe, machen das aus tiefster Überzeugung der Idee gegenüber, erst danach kommt der finanzielle Aspekt. Generell haben Startups mittlerweile einen festen Platz in der Gesellschaft und Wirtschaft. Fast jeder Großkonzern arbeitet mit ihnen zusammen, um von ihrer Schnelligkeit, Kreativität und klar auch Coolness zu profitieren. Startups haben sich Wachstum auf die Fahnen geschrieben und schaffen so viele neue Arbeitsplätze. Sie entwickeln sich immer mehr zum Jobmotor der deutschen Wirtschaft. Das hat der Deutsche Startup Monitor 2019 gezeigt. Ich bin zuversichtlich, dass das auch in diesem Jahr trotz der Corona-Krise so bleibt.
Viele Gründer*innen zieht es noch in die europäischen Metropolen. Welche Rolle bzw. welche Relevanz entwickeln Flächenregionen aus deiner Sicht im Moment?
Sie werden immer relevanter. Mittelständler entdecken nach und nach das Potenzial, welches in der Zusammenarbeit mit Startups stecken kann. Altes Geld trifft auf neue Ideen. Das kann eine sehr erfolgreiche Kombination sein. Was mir aufgefallen ist: Startups mit B2B-Fokus trifft man eher in Flächenregionen, Startups mit B2C-Geschäftsmodell eher in den Metropolen an.
Die Campus Founders sieht sich als ganzheitliche “Mindsetschmiede” für Unternehmertum und verfolgt das Credo, dass jeder Mensch lernen kann unternehmerisch zu handeln. Was denkst du dazu?
… dass man Unternehmer sein definitiv in gewisser Weise lernen kann. Ich finde es toll, dass die Campus Founders dabei nicht nur auf die Basics wie Business-Plan schreiben, den Markt analysieren etc. schaut, sondern auch am Mindset der jeweiligen Person arbeitet. Das ist nämlich etwas was in Deutschland noch viel zu kurz kommt. Während der Schulzeit wird man eher zum zukünftigen Angestellten erzogen als zum Unternehmer.
Wie bewertest du nach deiner Erfahrung die Zusammenarbeit und Kooperation zwischen Mittelständlern und Startups? Welche Potenziale, aber auch welche Risiken siehst du?
Es hat schon eine Zeit lang gedauert bis sich Mittelstand und Startups angenähert haben. Da treffen aber eben auch zwei Welten aufeinander. Die Digitalisierung hat ihren Teil dazu beigetragen das zu beschleunigen. Viele Mittelständler haben die Dringlichkeit erkannt und setzen auf das Know-How von Startups. Gründer*innen können wiederum das Geld der Old-Economy gut gebrauchen. Klar kommt es da auch zu Reibereien, weil eben komplett unterschiedliche Arbeitsweisen aufeinandertreffen. Meine Erfahrung aus Gesprächen sowohl mit Mittelständlern als auch mit Gründer*innen hat aber gezeigt, dass es gut funktioniert. Das Ganze ist ja auch irgendwie alternativlos. Der Mittelstand ist das Rückgrat der deutschen Wirtschaft und das kann er nur bleiben, wenn er sich der neuen digitalen Zeit anpasst.
Der neue Startup-Trend geht in Richtung “Zebras”. Sie wollen wirtschaftlich erfolgreich sein und verbessern nachhaltig die Gesellschaft. Zebra-Startups schaffen Win-Win-Situationen und ermöglichen flächendeckend Wohlstand, im Gegensatz zu vielen Unicorns, die ein Monopol einnehmen wollen. Wie bewertest du diese Entwicklung, auch die Campus Founders setzen darauf?
Nachhaltige Ideen sind auch wirtschaftlich oftmals nachhaltiger. Das hat sich gerade jetzt in der Corona-Krise gezeigt. Die Weltwirtschaft funktioniert nur mit einem ganzheitlichen Ansatz. Innovation, Verantwortung und Nachhaltigkeit bilden dabei das Fundament: Sie stärken das Immunsystem der Ökonomie, die sogenannte „Resilienz“. Genau diese Widerstandsfähigkeit braucht man in Krisen wie der Corona-Pandemie.
Weiterhin gilt: Viele Frauen scheuen sich vor dem Weg in die Gründung. Was denkst du, woran das liegt?
Genau zu diesem Thema habe ich vor einem Jahr eine lange Reportage gedreht. Seitdem hat sich leider nicht viel verändert. Laut Female Founders Monitor lag der Anteil an Startup-Gründerinnen in Deutschland 2019 bei 15,1 Prozent. In diesem Jahr sind es 15,7 Prozent. Ein minimaler Anstieg. Dass so wenig Frauen gründen hat zwei Hauptgründe: Zum einen gibt es immer noch diese typischen Rollenklischees in den Köpfen. Frauen bleiben eher zu Hause und der Mann verdient das Geld. Frauen haben deshalb oftmals Angst Startup und Familie nicht unter einen Hut zu bekommen und lassen es dann lieber. Der zweite Punkt ist das Thema Geld. Investoren stecken deutlich weniger Geld in weiblich geführte Startups als in männlich geführte. Das haben Studien ergeben. Investoren sind meist auch männlich und die schreiben Frauen tatsächlich weniger Fähigkeiten im Bezug auf wirtschaftliche und technische Fähigkeiten zu und geben ihnen weniger Geld. Das schreckt natürlich ab.
Denkst du, dass Startups immer werteorientierter werden?
Ich denke ja. Das gilt aber nicht nur für Startups, sondern für die gesamte Wirtschaft. Produkte und Dienstleistungen, die keinen gesellschaftlichen Mehrwert haben werden es in Zukunft schwer haben. Der Verbraucher fordert das mittlerweile ein. Auch innerhalb der Arbeitsstruktur von Startups wird Werteorientiertheit immer wichtiger. Stichwort Mitarbeiterbeteiligungen. Sie dienen als Anerkennung für persönliche Leistungen, fördern die Identifikation mit dem Startup und sind eine finanzielle Kompensation für die vergleichsweise geringen Gehälter.
Letzte Frage mit großen Horizont: Was denkst du, wo liegt Deutschland insgesamt im “digital race”, insbesondere im Vergleich zu den USA oder Asien?
Uns fehlt es an Geschwindigkeit. Denn dieses Rennen ist extrem schnell. Schaut man sich die zehn wertvollsten Aktiengesellschaften der Welt an, sind gleich sieben davon Konzerne mit einem digitalen Geschäftsmodell. Keine davon kommt aus Deutschland. SAP gilt als letztes international erfolgreiches deutsches Technik-Start-up. Nachwuchs? Fehlanzeige! Es fehlt in Deutschland vor allem an Wagniskapital. Geld, das junge Unternehmen in der teuren Anfangsphase eben brauchen, um möglichst schnell zu wachsen, konkurrenzfähig zu sein und auch international mithalten zu können. Asien und die USA sind uns da deutlich voraus. Auch im Bereich Gründer-Mindset. Der Ansatz der Campus Founders ist also ein erster Schritt in die richtige Richtung.
Vielen Dank, liebe Janna für die klaren Worte. Wir sind froh, dass es immer mehr Experten gibt, die für die Startup-Welt von Morgen einsteht. Wir können uns damit sehr gut identifizieren denn wir haben dasselbe Ziel: Das Mindset nachhaltig hin zu mehr Unternehmensgeist verändern. Die MINDSET-SCHMIEDE der Campus Founders hat genau das zum größten Ziel, mit der festen Überzeugung, dass jeder Mensch lernen kann unternehmerisch zu handeln.
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